Per Tablet ins Mittelalter reisen – Augmented Reality Im Papstpalast von Avignon

Der Papstpalast von Avignon aus dem 14. Jahrhundert ist eines der zehn am meisten besuchten Monumente Frankreichs. Als größtes gotisches Bauwerk der Welt (die Gesamtfläche beträgt 15.000 m² – das entspricht der Fläche von vier gotischen Kathedralen) zieht es jedes Jahr 560.000 Besucher in seinen Bann und ist das Ziel vieler Provence-Reisender.

Seit Oktober 2017 haben Besucher des „Palais des Papes“ in Avignon die Möglichkeit, sich mit Unterstützung von Leih-Tablets (sogenannter „HistoPads“) durch das Gebäude führen zu lassen. Die handlichen Geräte halten für jeden zur Besichtigung freigegebenen Raum zahlreiche Informationen bereit. Und nicht nur dies: durch den Einsatz hochmoderner 3D-Computergrafik in Kombination mit den passenden Soundeffekten wird die Vergangenheit sogar in greifbare Nähe gerückt.


Museumsbesuche stellen den Familienfrieden im Urlaub häufig auf eine harte Probe: Während die Eltern gar nicht genug über Land und Leute erfahren können, langweilen sich die Sprösslinge nach kurzer Zeit und verlangen lautstark nach Abwechslung. Ausstellungen, die wiederum den Spaßfaktor betonen und in Richtung „Edutainment“ gehen, finden bei Erwachsenen oft keinen Gefallen und werden als zu „trivial“ bewertet.

All diese ganz unterschiedlichen Anforderungen werden im Papstpalast von Avignon auf elegante Weise durch den Einsatz der „HistoPads“ gelöst, einem Produkt der Firma Histovery aus Paris. Was zunächst wie eine Abwandlung von Pokémon-Go klingt, entpuppt sich im Selbsttest als hochspannende Zeitreise in die Zeit von Papst Benedikt XII. und seinem Nachfolger Klemens VI.

Die Leih-Tablets werden den Besuchern am Ticketschalter ausgehändigt und von den Mitarbeitern auf die jeweils gewünschte Sprache eingestellt. Derzeit wird die virtuelle Führung in sieben Sprachen angeboten (Französisch, Englisch, Deutsch, Japanisch, Spanisch, Schweizerdeutsch und Italienisch). Einfach das Gerät umgehängt und die Kopfhörer aufgesetzt – und schon kann es losgehen! Was sofort angenehm auffällt, ist die aufgeräumt und übersichtlich wirkende Benutzeroberfläche der HistoPads. So schienen auch Besucher, die ihr Gerät mit sichtlichem Unbehagen in Empfang nahmen, nach kurzer Zeit routiniert mit den Touchscreens umzugehen.


Sobald man den ersten der zur Besichtigung freigegebenen Räume betritt, werden durch ein GPS-Signal die entsprechenden Informationen aufgerufen. Als Audio-Einspieler wie auch als Texte auf dem Tablet. Bewegt man sich im Raum oder geht in einen anderen Saal, werden auch die Informationen automatisch aktualisiert.

Dabei werden bei der digitalen Führung alle wichtigen Eckdaten in übersichtlicher Form aufgezeigt, ohne die Zuhörer durch eine Flut unnötiger Einzelheiten zu überfrachten. Der enorme Vorteil: Man hört aufmerksam zu und verliert nicht das Interesse. Ganz offenkundig hat das Team von Histovery und Palais des Papes bei der Übertragung der französischen Texte auf professionelle Dolmetscher gesetzt, was die Klarheit der Informationen verstärkt.

In Ergänzung zur digitalen Führung befinden sich in allen Ausstellungsräumen meist zweisprachige  Erläuterungen zur Geschichte des Päpste, zum Palast und zu den Exponaten. Wer also vor der digitalen Führung zurückschreckt, kann sich natürlich auch auf ganz konventionelle Weise durch das Gebäude bewegen. Allerdings würde man dadurch eine Menge verpassen, denn die praktischen Tablets können weitaus mehr als nur Informationen zu liefern.


In den meisten der zur Besichtigung freigegebenen Säle kann man nämlich durch Zoomen auf ein entsprechendes Symbol in den 3-D-Modus wechseln und erweckt das Mittelalter per Augmented Reality  zum Leben. Im Speisesaal des Palastes werden beispielsweise die Wandtapeten, die aufgetragenen Speisen und die zu Tisch sitzenden Gäste auf dem HistoPad sichtbar, wenn man das Tablet in die entsprechende Richtung hält. Das im Kamin flackernde Feuer (inklusive Soundeffekte) und die dazu passende Hintergrundmusik lassen den Eindruck entstehen, man säße direkt als Gast beim Festmahl der Kirchenfürsten dabei. All dies wohlgemerkt im 360°-Modus – eine technische Meisterleistung.

Allein dies wäre spannend genug, doch auch an die jungen (und junggebliebenen) Geschichtsforscher wurde gedacht: In allen Räumen sind virtuelle Schatzkisten versteckt, in denen je eine Goldmünze aufgespürt werden muss. Hat man alle Münzen beisammen, lockt eine Belohnung durch den Palais des Papes. Ebenfalls sehr lustig ist die Möglichkeit, sich mit dem HistoPad per „Selfie“ in Papstmontur zu verewigen. Die Bilder werden später in einer Mail zugesandt  – ein Riesenspaß nicht nur für die jüngere Generation!


Die Vorteile der Museumsführung via HistoPad und Augmented Reality:

Unabhängig von einer Gruppe kann man individuell genau die Informationen erfragen und vertiefen, die von persönlichem Interesse sind – und dies ganz in Ruhe und ohne Zeitdruck. Selbst bei stärkerem Besucherandrang ist der Geräuschpegel in der Umgebung relativ gering, weil die Mehrzahl der Gäste mit HistoPads unterwegs sind und zuhören und betrachten. Die 3-D-Visualisierung sorgt dafür, dass die Informationen verinnerlicht und nachhaltig abgespeichert werden – man lernt hier mit (fast) allen Sinnen und ohne dass Langeweile aufkommt.

Für Familien ist die HistoPad-Führung überaus angenehm, denn die allermeisten Kinder sind von den vielen technischen Möglichkeiten begeistert und freuen sich darüber, dass sie selbständig auf Entdeckungstour gehen können. Die kleinen „Digital Natives“ genießen es zudem, wenn sie ihren Eltern des öfteren manch zunächst verborgenes Feature der Geräte erläutern können.

Lernen kann tatsächlich Spaß machen, denn der vom Team des Papstpalastes herausgegebenen Devise „apprenez tout en vous amusant“ wird die Zeitreise ins Mittelalter per HistoPad mehr als gerecht.


Unser Fazit:

Absolut empfehlenswert!


Barbara Gruber-Stahl, M.A.

Fotos: Barbara Gruber-Stahl
©Copyright: Barbara Gruber-Stahl 2018, alle Rechte vorbehalten für Bilder und Inhalte


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Weiterführende Informationen:

http://www.palais-des-papes.com/fr/content/histopad-pour-tous

http://www.palais-des-papes.com/de/content/entdecken

https://histovery.com/

https://www.psfk.com/2018/04/museum-ar-art.html

http://culture-to-go.com/mediathek/augmented-reality-im-museum/

https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/258686/augmented-reality-im-museum

https://www.psychologie-heute.de/news/emotion-kognition/detailansicht/news/lernen_mit_allen_sinnen-1/

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